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034 – Die Ausreise

Wir sind ja eigentlich schon mitten in den Vorbereitungen in unser nächstes Abenteuer, aber bevor ich damit anfange, muss Shanghai zu Ende berichtet werden:

Bis zur Ausreise waren wir 30 Tage in unserer Wohnung. Jeden zweiten bis dritten Tag gab es den angeordneten Ausgang vor die Tür zum PCR Test, danach wieder in die Wohnung. Essen hatten wir zu jeder Zeit genug. Wir haben ein „De Luxe“ Paket bekommen, in dem es sogar 10 Schoko-Ostereier gab. Wir haben zu Ostern Kuchen gebacken und Online Gottesdienst gefeiert. Als es kein Müsli, kein Brot o.ä. mehr gab, hat Dirk jeden Morgen Milchreis gekocht. Obst und Gemüse gab es immer, eher zuviel unkontrolliert auf einmal. Die Alkohol-Lieferung funktionierte komischerweise und es gab eine Flasche Aperol – danke, Felix! Aus Versehen gab es eine ganze Stiege Blaubeeren, die wir in unserem Tower an die Nachbarn verteilt haben.

Wir erhielten viele, viele Nachrichten von Freunden, die sich nach uns erkundigten und uns alles Gute wünschten. 1000 Dank dafür !!!!! Es war einfach klasse zu hören, dass Ihr an uns gedacht habt, der Austausch tat gut.

Einmal in der Woche gab es eine Videokonferenz mit dem Konsulat. Woche für Woche wurde berichtet, dass die medizinische Versorgung leider noch nicht gesichert sei. Die Prognose lautete, dass die internationalen Schulen bis zu den Sommerferien geschlossen blieben. Generell sei davon auszugehen, dass die Zero-case Strategie weitergefahren werde bis zur Wiederwahl von Xi Jinping im November. D.h bis dahin könne es immer wieder Lockdown Maßnahmen geben. Diese Einschätzung war ausschlaggebend dafür, dass wir unseren Plan B entwickelten. Dankenswerterweise half die Firma dabei schnell und unkompliziert. Die Entscheidung, meinen Sitz nach Tokyo zu verlagern war getroffen. An einem Dienstag war klar, dass eine direkte Verlagerung nicht möglich war, unsere Visa Anträge in Deutschland gestellt werden müssen. Am Mittwoch wurden Flüge gebucht für Sonntag, den 1. Mai. Anruf bei Juli und Malte: Wir kommen nach Hause, in 4 Tagen, Montag. Ich hatte die Beiden seit Ende September nicht gesehen..

Die letzten Tage waren wirr: Felix kam mit seiner Freundin unerlaubterweise über den Keller zu Besuch. Abschiedsdrink auf dem Balkon, laue Sommernacht, die beste Jahreszeit für Shanghai, wenn man denn raus könnte… Wir verabschiedeten uns von Ting, den wir jetzt im Juli in Frankfurt getroffen haben und der mit uns in der Oper war.

Wir separierten unsere Möbel von den Mietmöbeln, machten Fotos von unseren Sachen, die wir zurückließen. Wir verteilten die Lebensmittel an Ting und Felix und stellten den Rest in den Fahrstuhl. In der WeChat Gruppe des Compounds und unseres Towers verabschiedeten wir uns. Es kamen viele liebe Wünsche und natürlich noch viel mehr Emojies 🙂

Am Vorabend war für uns ein gesonderter PCR Test organisiert. Wir kamen ans Tor des Compounds. Unser Guard ließ sich von der Astronauten-Krankenschwester die Dokumente genau erklären, ehe er das Tor öffnete. Wir wurden getestet. Am nächsten Tag lagen unsere Ergebnisse vor: negativ. Nun konnte eigentlich nicht mehr viel schiefgehen.

Sonntag: ein letzter Blick durch die Wohnung, von der wir wussten, dass wir sie nicht wiedersehen werden. Unsere Möbel, Fahrräder, Bücher, E-Piano, Kleidung – die Hoffnung, dass wir all das in Tokyo unbeschadet in Empfang nehmen werden. In der Dunkelheit abends um 21 Uhr werden wir abgeholt. Ein Firmenbus wartet vor dem Tor. Wir zeigen unsere Dokumente und dürfen raus. In dem 22-Sitzer fährt uns ein Astronaut mit viel Desinfektionsmittel bewaffnet zum Flughafen. Es ist gespenstisch. Eine 27 Mio Einwohner Metropole menschenleer. Kein Stau, stattdessen leere Straßen. Pudong Airport ausgestorben, keine Lautsprecherdurchsagen, keine Reklame, keine Anzeigetafel. Wir hören in der verwaisten Halle unsere eigenen Schritte und unseren Atem. Am Ende 10 Astronauten. Die Abfertigung dauert, wir brauchen natürlich noch ein paar QR codes,… der China Eastern Airline Flug ist schlecht gefüllt. Ich schlafe unruhig. Am Montagmorgen holen uns Juli und Malte vor der Schule und Uni vom Flughafen in Frankfurt ab – ich kann nicht beschreiben, wie sich das anfühlt, die beiden in de Arme zu schließen.

Ein Gedanke zu „034 – Die Ausreise“

  1. Wie schön, dass wir ein paar Sommertage gemeinsam verbringen konnten! Wir wünschen Euch alles Gute für das nächste Abenteuer!!

    Jetzt müssen wir aber die Eingangsseite noch mal überarbeiten…

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